Ashtanga ist ein indisches Hatha-Yoga-System: dynamisch und kraftvoll, und jedes Asana wird 5 Atemzüge gehalten und nach den Sitzpositionen mit "Vinyasas" (einer Bewegungsabfolge) verbunden. Die Sequenz (wir üben die 1. Serie = yogatherapeutische Heilserie) zeichnet sich durch eine tiefe, spezielle Atemtechnik aus, der soganannten "Ujjayi"-Atmung, die sich fortwährend durch alle Übungen zieht. Die Atmung wird zudem hörbar gemacht, um Aufmerksamkeit, Hitze und Konzentration zu steigern.
Ashtanga besteht aus einer faszinierenden Abfolge von Körperpositionen. Muskelpartien, die bei einer Übung kontrahiert werden, werden bei der nachfolgenden gedehnt. Ashtanga schult die körperliche und geistige Disziplin, Willenskraft und Ausdauer, da es während der einzelnen Asanas keine Pausen gibt, sondern jede Übung in die nächste fließt. Hierbei ist es jedoch wichtig, daß der Übungsablauf sowie etwaige Pausen an den Schüler/die Schülerin angepaßt werden. Ashtanga arbeitet mit Bandhas (einem Energieverschluß), um u.a. die WBS zu schützen und ist eine Bewegungsmeditation, bei der der Geist zur Ruhe kommt, wenn die Übungsabfolge verinnerlicht und achtsam und gesund erlernt wird.
Die Ashtanga-Praxis ist für JEDE/N gedacht, denn es wird, wie bereits erwähnt, schrittweise (erst, wenn der Körper soweit ist, geht es weiter) erlernt. Der Körper wird zuerst mit Dehnungen vorbereitet, dann beginnt die eigentliche Praxis mit dem Anfangsmantra und (evt. modifizierten) Sonnengrüßen. Bei dieser "Körperarbeit" entwickelt dieser sich ständig positiv und wird optimal ausgerichtet, da das Alignment (das Ausrichten der Gelenke) und das passende Adjustment (die Korrekturen des Lehrers) elementarer Bestandteil sind - außerdem gibt es Alternativ-Übungen, um den Körper für weitere Asanas vorzubereiten, denn Bänder, Sehnen und Faszien werden achtsam gedehnt.
Ich bin nach dreijähriger Ausbildung staatl. anerkannte und zertifizierte Ashtangalehrerin und habe wochenlang bei "Saraswati", der Tochter des weltbekannten Ashtangabegründers Patthabi Jois, gelernt und in Mysore gelebt und unterrichte sowohl die "Led Class" (die einzelnen Übungen werden von mir angesagt), als auch im traditionellen "Mysore Style": die Schüler, die mit der Sequenz bereits vertraut sind, dürfen alleine bis zu ihrer körperlichen Grenze praktizieren. Diese "Grenze" bedeutet, daß sich der Schüler/-in an das Praktizieren bis zu einer Körperübung (Asana) richtet, die ich vorgebe und nicht eigenmächtig weiterübt. Der Hintergrund ist der, daß es um das gesunde Aufbauen des Körpers des Schülers geht. Erst wenn dieser in der Lage ist, das Asana problemlos einzunehmen, kann/darf er ein Asana hinzunehmen, um so "Schritt für Schritt", im Sinne des traditionellen "Vinyasa Krama", die Serie zu erlernen. Auch hier übt jede/r das, was momentan möglich ist - angepaßt an die Befindlichkeit, und wir bauen achtsam und wertschätzend auf! Kein "Leistungsdruck", kein Vergleich oder Bewertung!
Für das Üben empfiehlt sich engere (evt. eine Laufhose) Kleidung, damit ich den Körper, d.h. die Gelenke besser sehen kann und als "Schutz", um sich nicht in einer weiten Hose zu "verheddern" und womöglich zu stürzen. Vielleicht ist auch ein Handtuch und ein Wechselshirt ratsam - zumindest, wenn man leicht schwitzt.
Geschichte des Ashtanga Yoga
Der Mysore Palast in Indien stellt einen Schlüsselort in der Geschichte des Ashtanga Yoga dar. Ich habe mir 2016 den Ort angesehen, wo Professor Krishnamarcharya von 1933-1955 die Techniken von Ashtanga Yoga , die angeblich der Yoga Korunta (ein legendärer Text, der ggf. bereits 1000 Jahre alt sein könnte und von dem Rishi/Weisen Vamana verfaßt wurde) entstammen, gelehrt hat.
Die 4 wichtigsten Schüler Krishnamarcharyas waren Sri K. Pattabhi Jois, Indra Devi, BKS Iyengar und TKV Desikachar (Krishnamarcharys Sohn). Jeder von ihnen ging seinen Weg und Pattabhi Jois lernte mit 12 Jahren seinen späteren Lehrer Krishnamarcharya kennen. Zwischendurch verloren sie den Kontakt, als Pattabhi Jois zur Sanskrit-Universität, Mysore ging. Jedoch trafen sie sich wieder und Pattabhi Jois blieb 20 Jahre Krishnamarcharyas Schüler und beschrieb ihn als strengen und fordernden Lehrer, der ein hohes Niveau verlangte und kleinste Fehler bestrafte. Schüler von Pattabhi Jois halfen diesem 1948 etwas Land in Laxmipuram zu erwerben, wo er das Ashtanga Yoga Research Institute gründete. Bis 1964 nahm die Zahl der Schüler stetig zu, sodaß das Institut erweitert wurde. Der erste westliche Schüler, der ca. 2 Monate bei Pattabhi Jois lernte war Andre van Lysebeth und brachte somit Ashtanga in den Westen.
In Mysore führen die Tochter von Pattabhi Jois "Saraswati" und sein Enkel "Sharath" die Schule weiter und haben sich ein richtiges Imperium in dem Stadtteil "Gokulam" aufgebaut, wo fast jeder irgendwie, sei es als Rikshafahrer, Kokusnußverkäufer, Scooterverleiher, Guest house Vermieter, Restaurantbesitzer u.ä. von dem "Asthangatourismus" lebt.